Südseezauber: Mythos und Realität moderner Steinzeitkulturen in
Papua-Neuguinea
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Forschung über „ferne“ Menschen. Arbeitsmethoden der Archäologie und der
Völkerkunde
Unter Archäologie (griech. „Lehre vom Alten“) versteht man einen Zweig
der historischen Gesellschaftswissenschaften, der auf der Grundlage von
Ausgrabungen die materiellen Hinterlassenschaften früher Kulturen erforscht.
Durch die aus Befunden (Strukturen wie Gräbern oder Siedlungsplätzen) und Funden
gewonnenen Erkenntnisse wird die gesamte schriftlose Urgeschichte der Menschheit
erschlossen. Für die jüngere geschichtliche Zeit erlaubt die Archäologie
wesentliche Ergänzungen, die sich zumeist auf das nicht in Schriftquellen
überlieferte Alltagsleben beziehen.
Die Völkerkunde (auch als Ethnologie bezeichnet) ist dagegen die
Wissenschaft von den heute bzw. bis vor kurzer Zeit existierenden menschlichen
Kulturen, den sozialen, kulturellen und historischen Gegebenheiten der Völker.
Von besonderer Bedeutung war dabei in den letzten Jahrzehnten das in
Feldforschungen betriebene weltweite Beobachten, Erfassen und Beschreiben von
Fakten aus dem Bereich der sog. „Naturvölker“. Genau wie in der Archäologie gibt
es geographische und thematische Spezialisierungen in der Völkerkunde.
Sowohl in der Völkerkunde als auch in der Archäologie sind die
Forschungsquellen also dingliche Gegenstände bzw. Objekte der zu
untersuchenden Kulturgruppen. In beiden Disziplinen stellt sich dabei regelmäßig
die Frage der ethischen Rechtfertigung des Erwerbs bzw. der Nutzung von
Objekten, die immer aus ihrem kulturellen Zusammenhang gerissen werden müssen,
um für die Wissenschaft zur Verfügung zu stehen (z. B. bei Funden aus Gräbern in
der Archäologie und kultisch-zeremoniellen Gegenständen von modernen
„Naturvölkern“). Archäologen und Völkerkundler müssen ihr Vorgehen vor diesem
Hintergrund dem Einzelfall gemäß verantwortlich anpassen.
In Neuguinea bestand in den meisten traditionellen Gesellschaften der Wert
eines Objektes vor allem in seiner Herstellung. Stets wurde gemeinschaftlich
gearbeitet, das heißt, mehrere Personen erschufen ein Objekt. Nach seinem
Gebrauch, z. B. einer Maske beim Tanz, lebte das Objekt vor allem in der
Erinnerung der Menschen weiter. Der Gegenstand an sich war also weitgehend
wertlos und konnte somit den westlichen Missionaren, Sammlern und Forschenden
überlassen werden. Aus dieser Vorstellung heraus speist sich auch heute noch die
vielfach in Neuguinea geübte Sitte des Gebens und freizügigen Schenkens.
In Museen begegnen uns die Hinterlassenschaften anderer Völker zumeist als
„totes Sachgut“, das ohne Darstellung seines ursprünglichen kulturellen
Zusammenhangs nicht für sich alleine sprechen kann (Foto: Heiner Heine/MVG).
Die Anfänge der völkerkundlichen Forschung liegen in der Periode der
frühneuzeitlichen Entdeckungsfahrten und führten vielfach zu Missverständnissen
- Opferdarbringung vor dem britischen Weltumsegler und Entdecker James Cook auf
den Sandwich-Inseln, Hawaii. Zeitgenössische Darstellung, um 1780 (aus Paulmann
2005).
Die völkerkundliche Forschungsmethode der Beobachtung wurde und wird vielfach
diskutiert, denn allein durch die Anwesenheit eines (wenn auch möglichst
passiven) Fremden können sich Verhaltensweisen stark ändern – hier eine
Frauengruppe vor der Verteilung von Bilum-Netzen. Foto aus dem Jahre 1961 (aus
Gardner u. Heider 1969).
In Europa sind archäologische Ausgrabungen eine wichtige und anerkannte Methode
zur Erforschung der älteren Geschichte – hier ein Blick auf die Grabung des
jungsteinzeitlichen Erdwerks beim Albersdorfer Dieksknöll. In großen Teilen
Ozeaniens steht die archäologische Forschung dagegen erst in den Anfängen (Foto:
Volker Arnold).
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Rüdiger Kelm, zuletzt geändert am: